Gonzo unterwegs

Von den Rockys nach Utah

Wir sitzen im Auto und genießen unsere Standheizung. In der Nacht kühlt es auf 3 Grad herab. Wir überlegen, was wir hier machen können. Der Campingplatz ist nicht wirklich schön, und wenn man aus dem Auto aussteigt steht man im Gatsch. Also brauchen wir nicht lange zu überlegen und verlassen den Platz am nächsten Morgen in Richtung Nationalpark. Wir wollen uns ja schließlich auch ein bisschen bewegen. Und da meine ich jetzt nicht nur das Auto😉.

Rocky Mountains

Rocky Mountains

In der Früh scheint die Sonne und wir fahren zum Gate vom Nationalpark. Dort kaufen wir bei einem freundlichen Ranger eine Saisonkarte für alle National und Stateparks, lassen mal schnell 80 Dollar dort und fahren in den Rocky Mountain Nationalpark. Überall liegt Schnee. Schon bei unserer Ankunft in Estes Park wussten wir, dass wir unser Vorhaben die Trail Ridge Road über die Berge zu fahren wohl abhaken können. Sie war noch gesperrt. Es war zu früh im Jahr. Also fuhren wir zum Bear Lake, um uns dort etwas die Füße zu vertreten.

Der Bear Lake war ein kleiner See, der mich irgendwie an die Weißenfelser Seen zuhause erinnerte. Zumindest von der Größe her waren sie ident, und so waren wir in einer halben Stunde herum und wieder auf dem Weg aus dem Nationalpark hinaus. Wir hatten genug vom Schnee und von der Kälte. Der Winter zuhause war lange genug und jetzt wollten wir Sonne genießen und Grillen und am Abend draussen sitzen.

Unser nächstes Ziel war das Colorado National Monument ca. 150 km vor dem Arches National Park. Doch vorerst mussten wir die Rockys überwinden. Wir fuhren auf einer sehr schön gelegenen Bergstraße Richtung Süden auf unsere alt bekannte I 70 zu. Unterwegs begegnete uns sogar ein alter Mercedes Feuerwehrwagen mit Österreichischem Kennzeichen. Wir winkten uns freundlich zu und bogen später auf unsere I 70 in Richtung Westen ab. So langweilig die I 70 von der Ostküste bis nach Denver ist, umso spektakulärer wird sie in den Rocky Mountains. Sie schlängelt sich durch ein atemberaubendes Tal an hohen Felswänden entlang immer höher hinauf bis zum Dwight D Eisenhower Tunnel auf 3300 Meter Seehöhe. Danach gehts weiter nach Vail. Bekannt für die Ski-Weltcuprennen. Auch Aspen liegt nicht allzu weit entfernt. Die I 70 führt nun stets bergab und später durch einen wunderschönen imposanten Canyon. Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer. Aus der hochalpinen Gebirgsregion, wie wir sie eigentlich von Österreich kennen, beherrschen jetzt rote Sandstein Formationen das Landschaftsbild. Die Nähe zu Utah macht sich bemerkbar. Vor Glenwood Springs fahren wir ab und suchen einen Campingplatz. Wir finden einen der schön am Colorado River gelegenen ist und wollen schon einchecken, da sagte man uns eine Nacht kostet 72 Dollar. Ich wollte ihn schon fragen, ob er nicht ganz Dicht sei, aber wir waren in diesem Land ja schließlich Gast und da gebietet es die Höflichkeit immer freundlich zu sein😠. Ich bedankte mich und lehnte höflich ab. Der Campingplatz Betreiber sagte uns noch, dass es sehr weit bis zum nächsten Campingplatz sei, und das es sonst in der Nähe nichts gibt. Jaja…das kennen wir schon. Eine halbe Stunde später standen wir auf einem schönen sauberen Platz um 20 Dollar die Nacht.

Nächsten Tag fuhren wir nach Great Junction. Wir nutzten die Infrastruktur der Stadt um unseren Gonzo mal wieder richtig voll zu tanken und einzukaufen. Mit 140 Litern Diesel und einem vollen Kühlschrank ging es direkt zum Colorado National Monument.

Colorado National Monument

Colorado National Monument

Colorado National Monument

Colorado National Monument

Ein Canyon mit bizarren roten Sandsteintürmen und Maccia ähnlicher Vegetation mit knorrigen Sträuchern Felsen und Steinen. Die Straße durch den Park schlängelt sich in Serpentinen wieder auf 1600 Meter hoch und führt teilweise an der Kante des Canyons entlang. Immer wieder gibt es Parkplätze mit atemberaubender Aussicht. Wir kommen einfach nicht weiter, weil man bei jedem Parkplatz einfach stehen bleiben muss, um zu fotografieren und die Aussicht zu genießen. Im Park gibt es auch einen einfachen Campingplatz, den wir nach etwa 30 Kilometer auf kurvenreicher Straße erreichten. Wir hatten Glück und es waren noch Plätze frei. Hier gilt „first come, first served“. Man kommt an ein Häuschen, wo wir einen Zettel ausfüllen müssen mit Namen, Autonummer und dgl. Man steckt man 20 Dollar in ein Kuvert und steckt dieses in eine versperrte Box. Dann stellt man sich auf einen freien Platz und das wars. Manches kann so einfach sein.
Der Platz ist herrlich gelegen. Direkt auf dem Plateau mit Aussicht auf die Ebene, wo die I 70 entlangführt und einer schönen Bergkette am Horizont. Das erste mal in unserem Urlaub macht sich richtiges Campingfeeling breit. Es ist herrlich warm, wir sitzen in der Sonne und es gibt Italian Sausages, Fleisch vom Angus Beef und Baked Beans aus der Dose. Letztere waren interessanterweise pick süß. Die Amerikaner haben halt einen anderen Geschmack……😝 Das nächste Mal schau ich besser vorher nach was auf der Dose draufsteht.
Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben. Die Zeit vertrieben wir uns mit Nichtstun, Lesen und Bier trinken. Einfach herrlich.
Bald aber fiel mir auf, dass trotz wolkenlosem Himmel die Solaranzeige nur 3,2 Ampere anzeigt. Es müssten aber über 6 Ampere sein. Also rauf aufs Dach und eine Solarzelle abdecken. Nichts tut sich, also ist eine kaputt. Und so wurde das süße Nichtstun jäh unterbrochen. Nachdem ich beide Zellen abgeschraubt habe und die Anschlüsse kontrolliere, bemerke ich ein loses Plus-Kabel. Wieder reingesteckt und siehe da, 6,6 Ampere. Gott sei Dank keine kaputte Solarzelle, sondern nur ein lockeres Kabel. Wer das wohl montiert hat……..
Schön langsam wird es Abend und wir besorgen uns beim Ranger Grillkohlen. Auf jedem Campground in Amerika gehört ein Griller und oder fast immer eine Feuerstelle zur Ausstattung. Tisch und Bank gehören ebenso dazu und so braucht man eigentlich nur ein paar Kohlen oder etwas Holz und einem netten Grillabend steht so nichts mehr im Wege…
Da könnten sich unsere Campingplatzbetreiber in Europa mal was abschauen……

Trotz allem verließen wir diesen schönen Platz, denn wir wollten schließlich weiter. Es gibt ja noch viel zu sehen. Wir fuhren in den Arches National Park.

Unweit vom Nationalpark liegt Moab. Das Mekka für alle Offroad und Mountainbike begeisterten in den USA. Was sich hier abspielt lässt sich kaum in Worte fassen. Geländewagen ( vorwiegend Jeeps ), höher gelegt und mit riesengroßen Reifen ausgestattet würden diese Fahrzeuge jedem TÜV-Prüfer in Österreich oder Deutschland wahrscheinlich einen beinahe Herzinfarkt bescheren.

Moab

Was bei uns unmöglich wäre ist hier mit den Worten beschrieben: Die Leute haben einfach Spaß!!!
Es gibt in der Gegend unzählige offroad Pisten wo Geländewagen, ATV´s, Quad´s, Mountainbikes, und Wanderer gemeinsam Spaß haben, ohne sich über den Anderen aufzuregen. Bei uns einfach undenkbar. Soweit sind wir in Österreich anscheinend noch nicht.

Nur eines haben wir nicht bedacht. Dieses Wochenende ist Memorialday und das bedeutet, daß ganz Amerika frei hat und mir kommt fast vor alle sind in Moab. Wir bekommen nirgendwo einen Campingplatz. Alles ist ausgebucht und voll. Bei einem Camper gibt es noch einen Platz, aber nur für eine Nacht und das für 66 Dollar. Unser Klo ist voll, der Abwassertank auch. Der Frischwassertank ist leer und eine Dusche wäre nach mehreren Tagen auch nicht schlecht, also zahlten wir zähneknirschend die 66 Dollar. Ich habe eine halbe Stunde geduscht……

Am Nachmittag machten wir einen ersten Abstecher in den Arches National Park. Einfach überwältigend. Wir fuhren ca. bis zur Hälfte der Stichstraße in den Park und Fotografierten was die Kamera hergab. Die karge, wüstenähnliche Landschaft mit den charakteristischen für Utah typischen roten Felsen bieten einen ein einmaliges Landschaftsbild.
Wieder in Moab gibt es erst mal einen saftigen Burger. Wir sitzen auf einer Terrasse mit Blick auf die Hauptstraße und sehen zu wie ein Rockcrawler nach dem anderen die Hauptstraße auf oder ab fährt. Da kann nicht mal das OTA-Treffen am Erzberg, oder die Abenteuer Allrad in Bad Kissingen mithalten.

Nächsten Tag in der Früh fahren wir erneut in den Arches. Diesmal bis ganz ans Ende der Stichstraße. Von da gehen die schönsten Wanderungen weg. Rucksack mit Fotoausrüstung gepackt, Wanderschuhe an und los geht´s. Wir wandern durch eine uns völlig fremde und außergewöhnliche Felsenlandschaft mit karger Vegetation. Niedriges Buschwerk. Kaum erreicht ein Busch oder Strauch Baumhöhe. Im Sandboden wachsen Kakteen.Wir entscheiden uns nicht den gleichen Weg zurückzugehen, sondern in einem Bogen zum Parkplatz zurückzugehen. Der Rückweg stellte sich schlussendlich als noch schöner heraus als der Hinweg, und so waren wir nach ca. 4 Stunden durstig aber voller neuer Eindrücke (und Fotos) wieder beim Auto.

Arches National Park

Arches National Park

Arches National Park

Arches National Park

Arches National Park

Arches National Park

Wieder beim Nationalpark raus, fuhren wir gleich zum Canyonland Nationalpark. Der liegt gleich um die Ecke. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir einige geschotterte Stichstraßen, die von der Hauptstraße abzweigten. Wir waren auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz.
Wir wurden fündig. Hier gibt es Plätze genug wo jeder frei Campen kann. Wir fuhren eine recht üble Piste hinunter und wurden sogleich mit einem traumhaften Platz belohnt. Ein ebenes Felsen Plateau mit herrlicher Sicht auf einen Canyon und die umliegenden Berge. Ich glaube besser geht es nicht.
Sundowner mit Bier und Gin inklusive. Wir unterhielten uns eine Weile mit unseren neuen amerikanischen Nachbarn und genossen den herrlichen Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag wollten wir eine der unendlich vielen Offroadpisten aus der Umgebung ausprobieren. Im Nationalpark gibt es die sogenannte White Rim Road. Eine Offroadpiste die um den ganzen Canyonlands Nationalpark herumführt. Etwa 100 Meilen lang. Das sind ca. 160 Km. Also für uns nicht in einem Tag zu schaffen. In den Nationalparks in Amerika darf man aber nicht im Park übernachten, ausser man hat ein Permit. Also eine schriftliche Genehmigung von der Parkverwaltung. Wir bekamen zwar die Genehmigung in den Park hineinzufahren, nicht aber zu übernachten. Pro Tag werden nur 50 Übernachtungs-Permits ausgegeben, und das Kontingent war schon erreicht. Also umplanen.
Wir fuhren also nur einen Teil der Strecke, was an sich schon spektakulär genug war. Gegen Mittag drehten wir um und fuhren zu einem Abzweig zurück, von wo aus man wieder nach Moab zurückfahren konnte. Die Potash Road. Vorher wollten wir eine ausgiebige Pause machen, und ich kam auf die geistreiche Idee mir ein kühles Bier zu gönnen. Offroadpiste, schöne Landschaft und weit und breit niemand. Ich hab noch nicht mal die Bierdose aufgemacht, kam wie aus dem Nichts heraus ein Ranger auf einer Enduro daher. Was folgte war Permit-Kontrolle und eine gehörige Belehrung, daß öffentlicher Alkoholgenuss strafbar sei, Ich als Fahrer sowieso nichts trinken darf und eine offene Bierdose im Auto mit Gefängnis bestraft wird. Ausnahme im Wohnmobil hinten drinnen, Türe zu und wenn geht auch noch Rollo runter….Ich hab ja schon davon gelesen, aber ich hätte mir nie im leben gedacht das die sowas wirklich ernst nehmen. Ich wurde eines besseren belehrt, und hab dann Fanta getrunken.

Etwas nachdenklich über die sonderbare Gesetzgebung in Amerika setzten wir unseren Weg fort, hinaus aus dem Nationalpark in Richtung Moab zum Einkaufen. Am späten Nachmittag waren wir wieder auf unserem Platz.

BLM Land-free Camping

BLM Land-free Camping

 

Bei ungetrübtem Sonnenschein ließen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren……

2 Kommentare zu “Von den Rockys nach Utah

  1. Alexandra

    An den Arches NP habe auch tolle Erinnerungen….Was hätten wir dort für eine Flasche zusätzliches Wasser gegeben

  2. Margit

    Tja, man kann nicht alles haben, Auto/Offroad-Spass und dann noch Feierabendbierchen! Wie hat das Fanta übrigens geschmeckt?
    Die Landschaften sind wie auch die Wolkenstimmungen fantastisch, dass du ein besonders gutes Auge zum Fotografieren hast hab ich schon gewusst, deine Reiseschilderungen sind sehr unterhaltlich, solltest ernsthaft überlegen ob du nicht einen Reiseband herausgibst :))
    Viel Spass noch und bleibt gesund!!

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